Buddhakäse
Buddhakäse - ein skurriler,
witziger Kuhkrimi voller Überraschungen
»Lieber
Herr Knoll! Herzlichen Glückwunsch. Unsere Jury hat Ihnen das
erstmalig ausgeschriebene Hauholz-LiteraturStipendium zugesprochen. Es
würde uns sehr freuen, wenn Sie sich so bald wie
möglich mit
uns in Verbindung setzen und uns mitteilen, ob Sie das Stipendium
annehmen …« Während mir Hulda das E-Mail
am Telefon
vorlas, spürte ich nicht die geringste Aufregung in ihrer
Stimme.
Meine Frau verkündete die wichtigste Nachricht meines Lebens
so
beiläufig, als handele es sich dabei um die Einladung zu einer
Busfahrt, mit der Möglichkeit, eine halb defekte Waschmaschine
zu
einem stark überhöhten Preis zu erstehen.
Natürlich
hatte ich mich über die Jahre an Huldas Unaufgeregtheit
gewöhnt. Ich hatte lernen müssen, ihre Coolness als
ausgleichendes Gewicht auf der Waage unserer unterschiedlichen
Temperamente zu begreifen. Aber genau jetzt, wo eine Jury endlich
einmal die Bedeutung meiner Gedichte erkannt und mich mit einem Schlag
bis an die Schwelle des Dichterolymps katapultiert hatte, wo
genau
das geschehen war, was sonst nur in den verborgensten Winkeln meiner
geheimen Träume passierte, zumindest in diesem Moment
hätte
ich mir eine etwas spürbarere Reaktion meiner Frau erwartet.
Einen
mit ein wenig Stolz geschwellten Unterton, ein leichtes Flattern ihrer
Stimmbänder, das eine oder andere mit ein paar
Körnern
Enthusiasmus gewürzte Wort. Aber Huldas Stimme hatte bis zum
Ende
der Botschaft wie die Durchsage einer Nachrichtensprecherin geklungen.
Überschwemmung im Jemen, Explosion in Bremen, Hauholz-Preis an
Knoll Hugo, Wetterwechsel nicht unmöglich, schönen
Nachmittag. Obwohl Hulda in ihrem Büro saß, wo sie
auf meine
Bitte hin meine Mails gecheckt hatte und bestimmt noch andere Dinge zu
tun waren, hatte sie genügend Zeit, um entspannt auf meine
Reaktion zu warten. Die natürlich ausblieb. Ich war vollkommen
sprachlos und unfähig, irgendetwas Konstruktives von mir zu
geben.
Ab und zu japste ich ein wenig, um wenigstens den
Primärkreislauf
meiner Atmung aufrechtzuerhalten. Aber davon abgesehen, war ich ganz
erfüllt von der Einzigartigkeit dieses Moments. Aus dem ganzen
deutschen Sprachraum hatten sich Schreibende um dieses neue Stipendium
beworben. Die Chance, mit meinen LKW-Gedichten in die Phalanx der
renommierten Dichter einzudringen, war in meiner ganz
persönlichen
Einschätzungsskala bei null hoch minus null gelegen.
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Der
Schulbusfahrer Hugo Knoll erhält für seine
LKW-Gedichte ein
Stipendium, das ihn in ein Pinzgauer Jagdhüttenidyll
führt.
Doch statt der erhofften Ruhe erwarten ihn sprechende Kühe,
die
ihn zwingen an den ahnungslosen Talbewohnern die Wirkung eines
friedvollen Buddhakäses zu erproben. Und als obendrein eine
chinesische Wirtschaftsdelegation entführt wird,
gerät Hugo
Knoll unter Verdacht.
Buddhakäse
Kriminalroman von Erich Wimmer
Taschenbuch, 254 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-902784-42-1

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Erich Wimmer
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