Der Zaubergarten
Der zweite Fall für Diva und Angelo
»Da!«, rief sie aufgeregt und zeigte
mit dem ausgestreckten Zeigefinger, der fast an Vinzents Nase
stieß, quer über die Terrasse. »Das gibt’s doch
nicht! Hallo, du, gib sofort die Brieftasche zurück!«
Das Kind ließ die Börse zu Boden fallen und rannte los.
Unvermittelt sprang Theresia auf und sprintete hinterher, quer durch
das angrenzende Café, zurück in die Ausstellungsräume
und von dort Richtung Ausgang. Es gab einen riesigen Rummel. Einige
der Absperrungen, die am Boden vor den Bildern aufgestellt waren,
fielen um. Gellend ging der Alarm los.
Vinzent war inzwischen aufgestanden, um sich einen Überblick zu
verschaffen. Als er sich zum Geländer drehte, das Richtung Park
ging, sah er das Kind und gleich darauf Theresia aus dem Haus kommen
und in Richtung Waldrand laufen. Seine Magengrube gab ihm das
unmissverständliche Signal auf der Hut zu sein, er ahnte nichts
Gutes. In der Entfernung verschwanden die beiden Miniaturmenschen
zwischen den Bäumen und gleich darauf hörte er Theresia mit
kräftiger Stimme fluchen. Inzwischen waren zwei junge Männer
des Aufsichtspersonals den beiden gefolgt und tauchten ebenfalls in
den Wald ein. Kurz darauf humpelte Theresia am Arm der zwei jungen
Männer zurück zum Haus. Wahrscheinlich war sie gestolpert
und hatte sich am Bein verletzt, so war es dem kleinen Dieb wohl
gelungen zu entkommen, denn von dem Kind war nichts zu sehen.
»Unglaublich«, dachte Vinzent. Wie groß war die
Wahrscheinlichkeit einen Diebstahl unmittelbar zu beobachten? Und wer,
außer Theresia, würde wie eine wild gewordene Agentin aus
irgendeinem Hollywood-Blockbuster, hinterherlaufen? Das Gefühl,
in eben einem solchen Film zu sein, beschlich ihn. Musste er sich an
solche Zwischenfälle gewöhnen, wenn er mit ihr zusammenblieb?
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er wie erstarrt am Geländer
lehnte. Er drehte sich um und ging in Richtung Ausgang. Dort
standen aufgeregte Museumsbesucher, die vom Personal aufgefordert wurden, Ruhe zu bewahren und auf das Eintreffen
der Polizei zu warten. Langsam drang der schrille Klang der
Sirene, die noch nicht abgeschaltet worden war, zu ihm durch.
Von draußen kam ihm Theresia entgegen, sie wirkte aufgeregt, aber glücklich.
Ihre Wangen waren rot, ihr Haar zerzaust, einen Schuh trug sie in der
Hand und als er sie da so zwischen den beiden jungen Männern
völlig derangiert, aber lächelnd ankommen sah, konnte auch er
sich ein Lächeln nicht verbeißen.
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Eigentlich
wollten Theresia alias Diva und ihr Freund Vinzent alias Angelo nur
einen gemütlichen Nachmittag auf der Terrasse eines kleinen
Museums genießen. Doch dann beobachtet Theresia einen
Taschendiebstahl. Unversehens werden sie in einen Fall verwickelt, der
sie auf die Spur einer Bande von Kunsträubern bringt. Was in einem
kleinen Museum in der bayrischen Provinz beginnt, endet
schließlich in Venedig, wo die beiden versuchen, den Raub des
berühmten »Zaubergarten« von Paul Klee zu verhindern.
Der Zaubergarten
Kriminalroman von Brigitte Jaufenthaler
Taschenbuch,
168 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-139-9
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Der Zaubergarten ist auch als e-book
erhältlich
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Thalia
Von Brigitte Jaufenthaler bisher erschienen
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Diva & Angelo
978-3-902784-11-7
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Der Zaubergarten
978-3-99074-139-9 |
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Brigitte Jaufenthaler
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