In der Fremde
Diese Leere. Diese unendliche schwarze Leere.
Während der langen Stunden, die er schon in diese Finsternis
starrte, war sie allmählich in seinen Kopf gesickert. Hatte dabei
die Gewitter und die Dämonen darin verdrängt. Hatte alles
ruhig gemacht. Und still. In anderen, weniger guten Nächten,
verursachte eine leichte Brise winzige Gebirge auf dem Wasser, deren
Spitzen das Licht der Sterne irrlichtern ließen. Manchmal
sorgten Stürme für haushohe Wellen, vom Widerschein eines
grellen Mondes zerschnitten. Aber diese Nacht war gut. Das Meer
metallisch glatt. Wie der Himmel darüber. Ebenholzartig schwarz.
Makellos. Ohne die leiseste Störung.
Auch von draußen drang kein Laut zu ihm. Anders als an anderen
Tagen, wenn die Brandung einige Meter unter ihm an den Klippen
zerbrach. An diesem Tag hörte er nichts. Nicht einmal wie sonst
das durch die Felsen gedämpfte Kreischen der Möwen und nicht
das Tosen von Wind und Wasser. Diese nahezu vollständige
Abwesenheit von Geräuschen und Licht machte ihn leicht. Als
würde er über dem Boden schweben. Hin und wieder brachte ein
sachter Lufthauch die Flamme der Kerze hinter ihm zum Flackern. Dann
sah er sich prüfend um. Aber es war alles ruhig. Es war noch
Zeit. Bestimmt noch eine Stunde, bis sie erwachen würde. Sein
Blick wandte sich wieder auf den schmalen Spalt, der sich wie eine
klaffende Wunde im Fels öffnete.
 |
Mit
dem »dolce far niente« ist es jäh vorbei, als sich ein
schwer verletzter Afrikaner zu Josef Vierzigers Haus in der Nähe
von Bari schleppt. Sein beschauliches Leben zerbricht und er gerät
in den Dunstkreis der apulischen Mafia »Sacra Corona
Unita«. Ein Kindermörder, der selbst noch ein Kind ist, ein
Vierzehnjähriger am Beginn seiner Karriere als Mafiakiller, der
Vizebürgermeister der nahen Kleinstadt, ein alter Anwalt, die
geheimnisvolle junge Witwe aus der Nachbarschaft und der Arzt eines
kirchlichen Altenheimes verschleiern zuerst das Bild, bis sich am Ende
eins zum anderen fügt. Der Roman zeichnet ein authentisches
Sittenbild und wirft ein grelles Schlaglicht auf die Schattenseiten des
sonnigen Südens.
In der Fremde
Kriminalroman von Joseph Lemark
Taschenbuch, 308 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-141-2
|
In der Fremde ist auch als
e-book
erhältlich
Weltbild
Thalia
Amazon
Von Joseph Lemark bisher erschienen
Joseph Lemark
|