Kollateralschaden
In
einer der Pfützen vor seinen Schuhspitzen blitzte ein
Lichtreflex
auf. Unter der schwarzglänzenden Oberfläche des
geschmolzenen
Schnees setzte sich ein Film in Gang. Unwirklich verzerrt wie in der
Kristallkugel einer Wahrsagerin, in bizarren Farben und
quälend
langsam sah Josef Vierziger noch einmal mit an, was da vor ein paar
Stunden geschehen war. Der Mann vor ihnen hatte sich gerade
gebückt, um an seinen Schuhbändern herumzunesteln,
als dieser
Lichtblitz am Ende der schmalen Gasse aufleuchtete. Unmittelbar darauf
war Conny getaumelt und schließlich gestürzt. Dann
der
zweite Blitz. Die Mündungsfeuer einer Schusswaffe, soviel war
Vierziger sofort klar gewesen, auch wenn er den Knall der beiden
Schüsse nicht hören konnte. Nicht einmal jetzt, wo
diese
Bilder in Zeitlupe an ihm vorüberzogen, konnte er den Ablauf
der
Ereignisse richtig einordnen. Hatte sich der Mann vor dem ersten Schuss
gebückt oder erst danach? War er wieder aufgestanden? Der
Schütze musste in einer der Nischen gestanden haben, die in
dieser
unregelmäßig bebauten Altstadtgasse ausreichend
vorhanden
waren. Vierziger konnte nicht sagen, ob jemand weggelaufen war,
Schritte waren ihm jedenfalls nicht aufgefallen. Und selbst wenn es
welche gegeben hätte, der frische Schnee hätte sie
verschluckt. Bei der Befragung, die im Laufe des Tages unvermeidlich
war, würde er einen lausigen Zeugen abgeben! Der Anruf bei
seiner
Kollegin Gaby war das Einzige, an das er sich vage erinnern konnte.
Danach hatte er sich nur mehr um Conny gekümmert. Versucht,
das
viele Blut zu stoppen, das ein paar Zentimeter unter ihrer linken
Schulter durch den Mantel drang und sich auf dem hellen Stoff
ausbreitete.
Er musste wohl mit in den Rettungswagen gestiegen sein – aber
auch daran konnte er sich nicht mehr erinnern.
Seit einer halben Ewigkeit saß er jetzt also schon auf dieser
harten Bank vor dem Operationssaal und hoffte inständig auf
das
medizinische Wunder, das es zweifellos bei einer Schusswunde in der
Nähe des Herzens brauchte.
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Eine
fröhliche Geburtstagsfeier endet in einem Blutbad. Major
Vierzigers Freundin liegt schwer verletzt im Schnee der
letzten
Februarnacht, ein Passant niedergestreckt wenige Meter
daneben.
Vierzigers Freundin überlebt schwer verletzt – der
Passant, ein Journalist der führenden Lokalzeitung,
ist tot.
Galt das Attentat in Wahrheit Josef Vierziger? Ein Racheakt? Was haben
ein Spitzensportler und sein Manager damit zu schaffen? Stehen
geheime Recherchen des toten Journalisten mit dem Anschlag in
Verbindung? Und wie fügt sich die missbrauchte Leiche eines
dreizehn jährigen afrikanischen Mädchens in diese
Geschichte?
Die Ermittlungen führen in ein Geflecht von
Finanzgeschäften,
Sportdoping und Kinderhandel und bringen Major Vierziger an seine
Grenzen.
Kollateralschaden
Kriminalroman von Joseph Lemark
Taschenbuch, 335 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-068-2
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Kollateralschaden ist auch als
e-book
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Von Joseph Lemark bisher erschienen
Joseph Lemark
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