Martinigans
»Ich
bin Inspektor Bernhard Kain! Bitte, bleiben Sie an Ihren
Plätzen!«, rief er beim Betreten des
holzvertäfelten
Gastzimmers.
Eine Aufforderung, die völlig unnötig war, da die
Gäste
an den Tischen ohnehin regungslos ausharrten. Der Wirt stand wie
angewurzelt vor dem Tisch mit den beiden Leichen. Zuerst sei die junge
Frau zusammengesunken, wenig später der Mann. Er und keiner
der
Gäste wären mit Erster Hilfe vertraut gewesen. So
erfolgten
als einzige Maßnahme die Anrufe bei Polizei und Rettung. Der
Wirt
berichtete dies mit stockender Stimme.
Kain richtete die Optik seines Handys auf den Tisch, fotografierte das
junge Paar, Köpfe und Teller in Großaufnahme. Er
bemerkte
die kleine mit rotem Samt überzogene Schachtel neben dem Glas
des
jungen Mannes erst spät, zog sich Gummihandschuhe
über und
öffnete es. Zwei goldene Ringe funkelten ihm entgegen. Fragend
blickte er den Wirt an. Dieser berichtete:
»Er hatte den Tisch reserviert. Die beiden wollten sich
verloben.
Da der gestrige Martinstag auf einen Sonntag fiel und wir geschlossen
hatten, kamen sie gleich heute.«
Am Nebentisch saßen vier Frauen. Zwei von ihnen waren in
Tränen ausgebrochen.
»Was sollen wir jetzt tun?«, erregte sich ein Gast
von einem der hinteren Tische.
»Ich muss Sie bitten, an Ihren Plätzen zu bleiben,
meine
Kollegen und Kolleginnen werden sofort eintreffen und Ihre Personalien
und Aussagen aufnehmen«, antwortete Kain.
Zu seiner Überraschung sah er zwei Mitbewohner seiner
Wohngemeinschaft an einem Tisch im hinteren Bereich des Lokals sitzen.
»Was machen zwei Vegetarier bei einem Ganslessen?«,
fragte er sie.
»Wir wollten eine Kleinigkeit zu uns nehmen, bevor die
Spätvorstellung im City Kino beginnt.«
»Daraus wird nichts. Ihr müsst warten, bis ein
Kollege eure Aussagen protokolliert hat.«
Die Eingangstür wurde aufgerissen. Der Notarzt
stürmte in den
Raum. Vier Sanitäter folgten ihm, liefen zu den beiden
zusammengekauerten Personen am Tisch, fassten sie an Armen und Beinen,
legten sie zu Boden, rissen ihnen die Kleidung vom Oberkörper
und
legten Klebepads zweier Defibrillatoren an. Kurze Zeit später
durchfuhr ein Stromstoß die beiden Körper, die sich
ein
wenig vom Boden hochhoben.
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Herr
und Frau Österreicher sind auf dem Weg, täglich
Fleisch
zu konsumieren. Riesige nationale und internationale Tierfabriken
liefern den Rohstoff Fleisch. Tierleid ist einkalkuliert.
Diese Erkenntnis erschüttert Polizeiinspektor Bernhard Kain
bei
seinem ersten Fall. Zwei junge Gäste brechen in einem
bekannten
Linzer Innenstadtlokal tot zusammen. Das Fleisch ihrer Martini-
gans war vergiftet.
Mitglieder einer Tierschutzorganisation werden als Verdächtige
bei
einem nächtlichen Cobra-Einsatz verhaftet. Der Fall scheint
geklärt, Bernhard Kain zweifelt. Spannend,
erschütternd,
aktuell..
Martinigans
Kriminalroman von Volker Raus
Taschenbuch, 255 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-024-8
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Der Titel ist
auch als ebook
erhältlich
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Thalia
Von Volker Raus bisher erschienen
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Martinigans
978-3-99074-024-8
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Selektion
978-3-99074-087-3 |
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9 |
Volker Raus
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