Mord in zwei Teilen - Paul Pecks sechster Fall

Sie hatte keinen Blick für die Schönheit der bizarren Felsenlandschaft und das Meer im Hintergrund mit der schemenhaft erkennbaren Linie, an der das Wasser und der blaugraue Himmel zusammentrafen. Ein warmer, salziger Wind, der vom Meer herkam, trieb die Wellen gegen die Felsbrocken am Ufer.
Sie beschleunigte ihre Schritte und folgte dem steinigen Pfad nach rechts die Bergkuppe hinauf. Unentschlossen blieb sie an einer Stelle stehen, an der sich der Weg gabelte und von wo aus man einen letzten Blick auf die ineinander verschachtelten Dachvorsprünge und die wuchtigen Holzbalkone des Hotels hatte. Wieder stiegen die Bilder der Bedrohung in ihr auf, und panisch suchte sie die Umgebung des Hotels ab, konnte aber niemanden erkennen. Vielleicht hatte sie sich alles nur eingebildet.
Sie drehte sich um, und der Wind blies ihr ins Gesicht. In der Ferne glaubte sie die Silhouette eines Menschen zu entdecken. Mit der Hand über den Augen erblickte sie eine Frau in einem glockenförmig schwingenden Kleid und einen Hund, der sie unruhig umtänzelte.
Nach einigen Schritten blieb sie schwer atmend stehen. In welche Richtung sollte sie sich wenden? Nach links in Richtung des Hügels, hinter dem die Frau mit dem Hund gerade verschwunden war, oder hinunter zum Strand, wo sie versuchen könnte, sich zwischen den Felsen zu verstecken. Sie lief ein Stück den holprigen Weg weiter und stolperte dann den Abhang hinunter. Hier, zwischen den hoch aufragenden Felstrümmern fühlte sie sich etwas geborgen. Hier würde niemand sie entdecken. Einfach hier sitzen bleiben, ein ganzes Leben lang. Oder zumindest bis zum Abend. Bis die Dunkelheit hereinbrach und keiner sie mehr sehen konnte. Falsch, dachte sie. Er weiß, wo du bist. Du musst weiter.
Langsam hob sie den Kopf und sah hinunter, wo sie hinter den Felsen den Strand wusste. Sie richtete sich auf, rutschte aus und wäre fast die abschüssige Geröllhalde hinuntergestürzt. Zurück auf den Weg konnte sie die Flucht nicht riskieren, dort wäre sie für jeden zu sehen. In Panik hetzte sie die steinige Böschung hinunter, wo sie auf einem Felsvorsprung kurz verschnaufte. Die Angst kam zurück, und sie spürte einen stechenden Schmerz in ihrer Brust. Sie versuchte, logisch zu denken, doch in ihrem Kopf war nichts außer Leere. Waren da Stimmen? Sie hob den Kopf.
Nein. Alles ruhig. Nur das Geschrei der Möwen und das rhythmische Rauschen der Wellen, die gegen die Felsen schlugen. Verdammt! Warum war sie hierher gefahren? Wie schön wäre es jetzt zu Hause. Ohne Gefahr. Dort würde sie jemanden finden, der sie beschützte. Ohne Gefahr. Zu Hause. Oder unter Leuten. Beschützt.
Aber hier? Kein Ausweg. Keine Fluchtmöglichkeit. Nur hohe Felsen und dahinter das Meer. Und der Mann, der hinter ihr her war.
Wo war ihr Verfolger geblieben? Schritt für Schritt ging sie Richtung Strand weiter, bis ihre Füße vom Wasser umspült waren. Unbeirrt watete sie weiter, kletterte über flache Steine, die mit Moos überwachsen und teuflisch glatt waren, als sie wieder die Stimme vernahm, die diesmal ihren Namen rief. Um Gottes willen. Die Stimme!
Angsterfüllt tastete sie sich weiter den steil aufragenden Felsen entlang. Dann entdeckte sie die Höhle. Der Eingang befand sich hinter dem vorspringenden Felsbrocken und war gerade breit genug, dass sie sich hindurchzwängen konnte. In Panik kletterte sie über Schutt und Geröll, betrat die Höhle und atmete tief durch. Die Beine drohten ihr zu versagen, und ihre Kehle war ausgedörrt. Sie sah sich um und wusste nicht, ob sie sich gefangen oder geschützt vorkommen sollte.


»Die Leiche war fürchterlich zugerichtet. Sie lag auf dem Rücken, die Arme zur Seite gestreckt. Fassungslos starrte er einige Sekunden auf den blutverschmierten Körper, dessen linker Arm merkwürdig verrenkt war.«

Der Fall beginnt ganz harmlos. Paul Peck ermittelt undercover in einer Firma, in der unerklärliche Dinge vor sich gehen. Rasch stößt er auf eine alte Geschichte, die er besser nicht angerührt hätte – und auf eine Leiche. Nach und nach kommt Peck den tatsächlichen Geschehnissen auf die Spur. Doch der Täter ist bereits dabei, den zweiten Teil seines mörderischen Plans in die Tat umzusetzen.

Mord in zwei Teilen
Kriminalroman von Max Oban
Taschenbuch, 288 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-021-7




Der Titel  ist auch als e-book erhältlich

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