Mozarts kleine Mordmusik
Sophia
hatte schlecht geschlafen und die halbe Nacht über ihre
tatsächlichen und eingebildeten Sorgen nachgedacht. Oder lag
es an
dem ungewohnten Hotelbett? Oder daran, dass der Mann neben
ihr
geschnarcht und unzusammenhängend, aber laut im
Schlaf
geredet hatte? Es war halb sechs. Was sollte sie tun? Unter der warmen
Decke bleiben und später schwimmen? Oder gleich ins Hallenbad
und
dann Paul aus seinem Bett werfen? Sie entschied sich für den
Bettwurf, sprang schwungvoll auf die Beine und ging leise zum Fenster.
Hinter dem dicken Vorhang hatte der Tag noch nicht richtig begonnen.
Milchgraues Licht hing wie ein feiner Nebel über dem Park des
Hotels und dämpfte die herbstlichen Farben der
Sträucher und
Bäume, deren Äste leicht im Wind zitterten.
Über den
Kastanienbäumen konnte sie wie durch einen Weichzeichner
gerade
noch einige Dächer der Kremser Altstadt und die
spätgotische
Spitze der Piaristenkirche mit ihren vier Türmchen erkennen.
Sophia ging ins Bad und verließ in ihrem roten Badeanzug und
eingehüllt in einen weißen Bademantel mit der
Aufschrift
Grandhotel Krems das Zimmer. Der Bäderlift brachte sie ins
Untergeschoss, wo die Luft heiß und stickig war. Sie suchte
nach
dem Lichtschalter und blieb dann wie erstarrt stehen. Ein Schrei! Ein
Mann, dachte sie, das war der Schrei eines Mannes. An dem Schild Zum
Hallenbad bog der Gang nach rechts ab. Immer noch starr vor Schrecken
beugte sie ihren Kopf nach vorne und sah undeutlich einen Schatten, der
in wilder Eile aus einer der Türen sprang. Wie ein schwarzer
Scherenschnitt aus einem ihrer alten Kinderbücher. War es ein
Mann? Sie sah der Figur nach, die in schnellen Schritten davonlief.
Ganz sicher ein Mann. Plötzlich ging das Licht aus, und bis
sie
wieder den Schalter erreicht hatte, hörte sie, wie die
Tür am
Ende des Flures zufiel. Sophias Herz raste. Sie lehnte sich an die
geflieste Mauer, horchte in die Stille und überlegte, aus
welchem
Raum der Mann gekommen war. Die Türe rechts, an der
Technikzentrale stand, war nur angelehnt. Als sie diese
aufstieß,
schlug ihr der beißende Geruch von Chemikalien und Putzmittel
entgegen. Sie starrte in die Dunkelheit, suchte den Lichtschalter und
trat mit zittrigen Knien Schritt für Schritt in den schmalen
Raum,
der weit nach hinten führte. Dann stieg plötzlich ein
Geruch
in ihre Nase, den sie nicht benennen konnte. Erst als sie am Ende des
Raumes hinter das letzte Regal sehen konnte, wusste sie, woher dieser
süßliche Geruch kam.
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Über
200 Jahre lebte die Musikwelt in der Gewissheit, dass das
mythenumrankte Requiem, Mozarts letzte Komposition, unvollendet
geblieben war. Und nun die Weltsensation: In Polen wird Mozarts Requiem
entdeckt. Paul Peck macht mit Sophia Urlaub im Grandhotel Krems, in dem
sich auch eine internationale Expertenkommission mit der
Mozarthandschrift beschäftigt. Versicherungswert des im
Hoteltresor liegenden Manuskripts: 300 Millionen Euro. Da stolpert
Sophia über eine Leiche, die blutüberströmt
neben dem
leeren Tresor liegt. Von der Mozarthandschrift fehlt jede Spur.
Mozarts kleine Mordmusik
Kriminalroman von Max Oban
TB, 302 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-902784-36-0
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Der Titel ist auch
als e-book erhältlich
Weltbild
Amazon
Thalia
Von Max Oban bisher erschienen
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Der
Totenmann
978-3-903092-49-5
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Mord in zwei Teilen
978-3-99074-021-7 |
Die Botschaft des Mörders,978-3-99074-113-9
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Der
Zerstörer
978-3-902784-67-4
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Der
Rächer
978-3-99074-045-3 |
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Max Oban
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