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Nowitschok - Tödliches Gift
Der Inhalt des Trolleys bestätigt Oskar Meissners
Befürchtungen. Nichts von Wert, abgesehen von einigen
hochwertigen
männlichen Kleidungsstücken, jedoch nicht seine
Größe. Ebenso zwei Paar elegante Schuhe, ebenfalls
um
mindestens eine Nummer zu klein. Entsprechend sauer reagiert er. Im
Gegensatz zu seiner Frau, die noch immer auf den großen Coup
hofft.
Sie öffnet den Kulturbeutel, gefüllt mit
erstklassigen
Toilettenartikeln, natürlich für einen Mann.
Dafür kann
sie ihren Alten absolut nicht begeistern. Ihm reichen die billigen
Pflegeprodukte aus dem Drogeriemarkt. Zumindest den elektrischen
Rasierapparat nimmt er näher in Augenschein. Für ihn
das
bisher einzig brauchbare Ding in diesem Trolley.
Dafür jubelt seine Frau umso mehr. Sie hält ein
wunderschön gestaltetes, türkisfarbenes
Parfümflacon in
Form einer Muschel in Händen.
»Kenzo World«, murmelt sie.
»Was ist?«, fragt ihr Mann.
»Es hat sich doch gelohnt«, antwortet sie
triumphierend.
»Das ist ein exklusives Parfüm von diesem
japanischen
Modeschöpfer. Das bekommst du niemals um neunzig
Euro.«
Insgeheim wundert sich Oskar Meissner, was seine Frau weiß.
Bringt anscheinend doch etwas, die Gesellschaftskolumnen in den
Gazetten und die einschlägigen Fernsehsendungen über
die High
Society zu verfolgen. Er gönnt es ihr, wenn sie damit Freude
hat.
Jetzt besitzt auch sie einen exklusiven Duft. Was zu Hause im
Badezimmer herumsteht, riecht zwar ganz gut, aber Markennamen sind es
nicht. Entweder sind es kleine Geschenke zu unterschiedlichen
Anlässen, oder sie kauft sich ab und zu selbst ein billiges
Duftwässerchen.
»Mach doch mal auf«, fordert er seine Frau in
versöhnlichem Ton auf, »lass mal
schnuppern.«
Das Parfüm ist nicht mehr originalverpackt, ist bereits
verwendet
worden, ungefähr zur Hälfte verbraucht. Franziska
Meissner
macht sich keine weiteren Gedanken darüber, die paar fehlenden
Tropfen kann sie leicht verschmerzen. Es ist noch genügend
vorhanden.
»Hm«, verzieht er das Gesicht,
»für ein Parfüm ist es aber mehr als
geruchlos.«
»Du hast doch keine Ahnung«, weist sie ihn
augenblicklich
zurecht, »das kommt erst richtig zur Geltung, wenn es mit der
Haut in Berührung kommt und einwirkt.«
»Jedes Parfüm verströmt doch einen gewissen
Duft«, lässt Oskar Meissner dieses Argument nicht
gelten,
»auch wenn das Fläschchen geöffnet
wird.«
»Wart’s ab.« Sie sprüht sich
sofort ein bisschen
vermeintliches Kenzo World hinter die Ohren, auf die Handgelenke und
die Wangen, schnuppert ebenfalls ausgiebig. »Die Kleidung
könnte Gregor passen«, meint sie.
»Franziska, das glaubst du doch selbst nicht, dass unser Sohn
gebrauchte Klamotten anzieht. Ein Feinspitz, wie er nun einmal
ist.«
»Dann spenden wir das Zeug der Caritas oder
…«
Sie darf den Satz nicht mehr vollenden. Plötzlich wird sie
aschfahl im Gesicht, verdreht die Augen. Das Flacon fällt ihr
aus
der Hand, zerbricht auf dem Boden. Schaum bildet sich vor ihrem Mund,
Sekret fließt aus den Mundwinkeln. Sie röchelt, und
ein
gewaltiger Schwall Erbrochenes ergießt sich über den
Trolley. Krampfhaft versucht sie noch, Halt an dem Tisch zu finden,
doch es fehlt ihr sichtlich an Kraft. Dazu ein ungeheurer
Schweißausbruch.
Entsetzt weichen einige der unmittelbar Umstehenden zurück.
Franziska Meissner verdreht die Augen, bricht zusammen, verkrampft
sich. Sämtliche Muskelfunktionen quittieren den Dienst, und
sie
verfällt in tiefe Bewusstlosigkeit.
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Bei
einer Auktion vergessener Gepäcksstücke am Wiener
Hauptbahnhof ersteigert ein älteres Ehepaar einen Trolley.
Doch
als sich die Frau ein paar Tropfen des darin befindlichen Parfums
hinter die Ohren tupft, bricht sie leblos zusammen. Nowitschok - ein
Gift, entwickelt von den Russen. Kokoschansky kommt bald dahinter, dass
dieses Nowitschok für einen russischen Oligarchen bestimmt war
und
im Zusammenhang mit der Ölpipeline Nord Stream 2 steht.
Plötzlich erscheinen mehrere Ereignisse der letzten Jahre in
einem
völlig neuen Licht. Kokoschansky gerät in einen
fürchterlichen Strudel aus Korruption, undurchsichtigen
Geschäften und dubiosen Machenschaften und kommt der Wahrheit
viel
zu nahe. Er ahnt nicht, dass ihn der Kreml längst im Visier
hat.
Nowitschok - Tödliches Gift
Kriminalroman von Günther Zäuner
Taschenbuch, 356 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-071-2
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Der Titel ist
auch als ebook
erhältlich
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Von Günther
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