Steirischer Funkenflug

Der erste Fall für Inspektor Pöls

Das Rauschen der Sulm ist kaum zu unterscheiden vom Rascheln der Laubblätter entlang des kleinen Mur-Nebenflusses. Bushra lässt die Augen geschlossen. Ihre Hände am warmen Bauch über den Nabel gefaltet. Entspannt auf der Luftmatratze. Sie spürt die Sonne auf ihren Augenlidern. Für einen Moment glaubt sie sich in ihrer alten Heimat in Hazmieh, einem Vorort von Beirut. Aber dann dringt dieses bellende Steirisch an ihr Ohr und sie ist schlagartig wieder in der Realität. Die Südsteiermark ist ihr neues Zuhause, ob sie will oder nicht. Deutschland wäre ihr Ziel gewesen. Österreich ist es geworden. Sie öffnet die Augen, sucht vertraute Gesichter. Aber niemand ist da. Alle weg.
»Sara? Baschar?«
Sie sitzt völlig allein mit ihrer Luftmatratze auf der schmalen Sandbank. Wo sind all die anderen Badegäste?
Mit einem Mal fröstelt es sie. Sie fasst ins Leere, als sie nach dem Frottee-Handtuch greifen möchte. Der Wind wird stärker. Hektisch blickt sie sich um.
Kein Grund zur Aufregung, redet sie sich ein, aber sie weiß, dass Gefahr lauert. Sie wagt es kaum, sich die Umgebung näher anzusehen. Wie von fremder Macht befohlen, muss sie hinblicken - zu der Bucht, zu dem Felsen, an dem sie die reglosen Körper sieht. Die sonnen dort nicht, die sind tot. Das spürt sie und sie weiß auch, dass es ihre beiden Freunde sind.
Aus dem Wald am Ufer starren zwei eiskalte Augen zu ihr herüber. Wie ein hungriger Wolf.
Wusste sie es doch!
Bushra rutscht von der Gummimatratze. Der Sand schluckt ihre Füße. Nach jedem Schritt sinkt sie ein Stück weiter ein. So kommt sie kaum voran. Ihr Verfolger hat leichtes Spiel. Der Jäger in ihrem Nacken holt auf.
Ihr versagen die Kräfte. Sie stürzt auf die Knie. Ein Schatten überrollt sie und mit einem Mal inhaliert sie diesen bestialischen Gestank. Als käme der Teufel direkt aus der Hölle.
Mit einem Schrei bäumt sie sich auf und blickt in Saras Gesicht. Keine Sulm, kein Sand, keine Bäume, kein Wind, kein Wolf. Nur ihr steriles Zimmer. Ihr Herz rast immer noch.
»Bushra!« Sara ist ernst.
»Hoch mit dir, es brennt!«
»Alles nur geträumt?«
»Hörst du nicht? Feuer! Das Haus brennt. Wir müssen raus. Jetzt! Sofort!«
Am Arm wird sie aus dem Bett gezogen. Von einem Alptraum in den nächsten. Nimmt das denn nie ein Ende?
»Beeil dich.«
Sara wirft ihr ein Shirt entgegen. Wie gerädert tastet sich Bushra in ihre Halbschuhe. Ihre Zimmerkollegin ist schon vorausgeeilt.
»Warte auf mich.«
Am langen Flur nebelt es, als hätte jemand einen Topf am glühenden Herd vergessen. Bushra sieht noch, wie Sara in den Rauchschwaden verschwindet. Der Qualm kommt aus dem Nebenzimmer - Mahmouds Kammer.
»Sara, wo bist du?«
Bushra taucht selbst in den dichten Rauch ein. Sofort tränen ihre Augen. Sie muss sich die Hände vors Gesicht schlagen. Schemenhaft erkennt sie Sara vor Mahmouds Tür. Mit einem Mal schlagen ihr giftige Flammen entgegen.
 

Frühsommer in Leibnitz. Bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim kommt der junge Syrer Baschar ums Leben. Die örtliche Polizei will angesichts des »geringen Schadens« nicht viel Staub aufwirbeln. Doch Inspektor Heinz Pöls verbeißt sich in den Fall. Rasch lernt er die Feinde von Baschar im und um das Flüchtlingsheim kennen - darunter auch Sara, die in der Fernsehsendung »Steirischer Funkenflug« den Mann fürs Leben sucht. Pöls ermittelt zwischen Wein, Asyl und TV-Kuppelshow.

Steirischer Funkenflug
Krimninalroman von Christian Scherl
TB, 356 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-163-4



Steirischer Funkenflug ist auch als e-book erhältlich

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Von Christian Scherl bisher erschienen

Dunkle Schatten Tödliche Jeans Tödliche Jeans

Waldviertler Todesrausch
978-399074
-049-1

Tödlicher Donautrip
978-3-99074-090-3

Steirischer Funkenflug
978-3-99074-163-4



 

Christian Scherl

     

 

     

 

 
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