Wolfshetze

Das Feuer brach im Chinarestaurant »Xuan« im Erdgeschoss aus. Die Ursache muss von Brandsachverständigen geklärt werden, sofern in diesem Inferno überhaupt noch etwas feststellbar ist. Zwar konnte der Lokalinhaber verständigt werden und er ist sofort auf schnellstem Weg am Brandort eingetroffen. Auch er hat keine Erklärung für den Ausbruch. Völlig fertig steht er vor den Trümmern seiner Existenz, versichert immer wieder alles ordnungsgemäß abgeschaltet und überprüft zu haben, bevor er seinen Laden verlassen hatte und nach Hause fuhr.
Außerdem hatte er kürzlich eine Überprüfung wegen der Brandschutzbestimmungen, bei der alles in Ordnung befunden und er wegen der vorbildlichen Maßnahmen gelobt wurde.
Wie viele andere Gastronomen in dieser wirtschaftlich extrem schwierigen Situation hält sich der Chinese mit Essen zum Abholen für seine Gäste halbwegs über Wasser. Nun sitzt er völlig verzweifelt auf einer Bordsteinkante, raucht wie ein Schlot und findet keine Erklärung für dieses Desaster.
Erst in den frühen Morgenstunden kann das Feuer eingedämmt werden, tatsächlich »Brand aus« wird es voraussichtlich erst am Vormittag geben. Leider gibt es zwei Todesopfer zu beklagen. Ein älterer, querschnittgelähmter und alleinstehender Mann, der direkt über dem Lokal wohnte, verbrannte hilflos.
Im Krankenhaus verstirbt eine junge, alleinerziehende Mutter an den Folgen ihrer Rauchgasvergiftung. Ihre vierzehnjährige Tochter ist nun Halbwaise.
Mitten im Kampf mit den Flammen folgt die nächste Hiobsbotschaft. Dieses Mal steht ein chinesischer Imbiss, der Speisen über die Gasse verkauft, in Flammen. Von der Zentralfeuerwache Am Hof werden weitere Löschzüge zum Brandort geschickt. Auch dieses kleine Lokal in der Porzellangasse im neunten Bezirk steht im dichtverbauten Gebiet und die Anwohner befinden sich in Lebensgefahr.
»Das ist etwas faul«, sagt einer der Feuerwehrleute zu den Kollegen, während ihr Rüstwagen zum Brandort rast.
»Und wieder ein Chinesenlokal«, nickt einer der Kollegen, »ziemlich seltsam.«
»Corona und jetzt vielleicht noch ein Feuerteufel, der sein Unwesen treibt. Das hat uns noch gefehlt.«

Anfang April 2021 in Wien. Der Lockdown erschwert das Alltagsleben. Da detonieren Bomben in einigen ChinaRestaurants, aus dem Hinterhalt werden asiatisch aussehende Menschen angegriffen. Die Angst geht um in der chinesischen Community. Jemand will Rache für Corona. Schließlich greifen die in Wien lebenden Chinesen zur Selbsthilfe. Die Behörden sind wie gelähmt. Ein verwirrter Einzeltäter, eine unbekannte, radikale Gruppe oder eine Fehde der Triaden? Plötzlich stirbt auch einer der bekanntesten Virologen auf mysteriöse Weise. Kokoschansky verfolgt seine eigene Theorie und gerät zunehmend ins Visier gefährlicher Extremisten.

Wolfshetze
Kriminalroman von Günther Zäuner
Taschenbuch, 254 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-161-0



Der Titel ist  auch  als ebook erhältlich

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Günther Zäuner

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