Sand des Vergessens
Mik streifte mit einer kurzen, gerade
geschnittenen Holzlatte den Morgentau von der waagerecht angebrachten,
breitflächigen Plane, unter der die anderen noch schliefen. Der
Morgen dämmerte und das Gefäß in seiner Hand, mit dem
er die kostbare Flüssigkeit auffing, füllte sich
spärlich. Es würde gerade für den Morgentee reichen. So
wie jeden Tag. Mik stellte den verbeulten und verkohlten Topf auf die
verbliebene Glut jenes Feuers, um das sie sich gestern Abend geschart
hatten. Es dauerte nicht lange, bis das Wasser zu kochen begann und
ohne seine gegerbten Hände vor der Hitze schützen zu
müssen, griff er nach dem Pott und stellte ihn in den Sand.
Nachdem er eine kleine Menge getrockneter Pflanzen dort hinein
zerkrümelt hatte, ging er zu Sus, seiner Frau, und weckte
sie.
»Der Tee zieht«, sagte er mit einem kaum vernehmbaren Lächeln auf seinen Lippen.
Sus wälzte sich ruckartig, fast erschrocken aus ihrer Decke und
stand auf. In eine leicht nach außen gewölbte Steinschale
streute sie die bereits am Vorabend aufgebrochenen Hirsekörner und
zerrieb diese mit einem harten Stößel aus Holz. Ebenso
geduldig wie achtsam. Bis nach schier endloser Monotonie, die nur von
einem stetigen Scharren begleitet wurde, die ganze Masse zu Mehl
wurde. Mit etwas Wasser aus dem Ziegenlederbeutel fertigte sie beinahe
wie von Zauberhand einen elastischen Teig und rollte diesen, in vier
Stücke geteilt, schließlich mit einem abgerindeten
Zedernholz auf einer polierten Schieferplatte aus. Anschließend
drehte sie den zuvor verwendeten Mörser einfach um und warf ihn in
die Glut, worüber gerade noch das Teewasser gekocht hatte. Bevor
die erste Flade Brot darauf landete, kam Mik mit einem kleinen Eimer
voll Milch von den sechs Kamelen zurück, die am Rande des
Lagers die Nacht verbracht hatten.
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In
einer klimatisch stark in Mitleidenschaft gezogenen Epoche, irgendwann
nach dem Ende eines blutigen Religionskrieges. Mik, seine Frau Sus und
ihre beiden Kinder Jul und Luk leben als Nomaden in einem öden
Wüstenland, dessen Grenzen auch das Ende der ihnen bekannten Welt
bedeuten. Bei einer merkwürdigen Begegnung treffen sie auf einen
Mann, der Mik einen sakralen Gegenstand übergibt. Wenig
später schließt sich die Familie einer Karawane an, die
Richtung Mokkado zieht. Doch in Mokkado angekommen, wird er des Mordes
angeklagt und in einem Schauprozess rasch für schuldig befunden.
Doch das ist erst der Beginn einer abenteuerlichen Reise..
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Sand des Vergessens
Kriminalroman von Michael Koller
Taschenbuch, 337 Seiten, € 13,90 (A)
ISBN 978-3-99074-185-5
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Der Titel ist
auch als e-book erhältlich
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Thalia
Von Michael Koller bisher erschienen
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Sand des Vergessens
978-3-99074-185-6
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Michael Koller
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